Steffen Wilhelm, Medien Manager aus Berlin, hat es gewagt für zwei Wochen in eine völlig fremde Welt einzutauchen, um als Volontär im Angkor Kids Center zu arbeiten. Er hat sich den vielfältigen Aufgaben gestellt, viele positive Erfahrungen gesammelt und versprochen wiederzukommen. Wir danken für seine großartige Unterstützung und freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen!
Hier sein persönlicher Erfahrungsbericht:
Die Reise nach Kambodscha war meine erste Reise außerhalb des europäischen Kontinents – alleine in einem mir völlig fremden Land. Und was auch immer ich mir im Vorfeld ausgemalt, was ich gelesen und gehört hatte – die Realität war überwältigend. Der Flughafen in Siem Reap, der nach zwei Tagen Aufenthalt in Bangkok wie eine kleine, unwirkliche Oase mitten im Grünen erscheint. Samnang, der mich mit einem Lächeln begrüßt und willkommen heißt. Die erste Fahrt mit dem Tuk Tuk über Kambodschanische Straßen in Richtung Innenstadt. Der Verkehr in Siem Reap. Die Hitze. Die Gerüche. Das Essen. Die Sprache. Aber vor allem, das unfassbar ansteckende Lächeln der Menschen, das einem hier überall entgegenstrahlt.
Nach der ersten Nacht im pulsierenden Siem Reap geht es mit dem Tuk Tuk in das 30 Kilometer entfernte Dorf Samrong zum Angkor Kids Center. Auch hier werde ich mit einem herzlichen Lächeln begrüßt. Dieses Mal von Hak, der einst selbst Schüler der Einrichtung war und diese mittlerweile als Executive Director leitet. Er strahlt mich aus schlauen Augen an und führt mich über das Gelände, wo Kinder aller Altersgruppen täglich für zwei Stunden in Englisch unterrichtet werden und Computerkenntnisse erlernen können. Er selbst ist das beste Beispiel dafür, wie essentiell wichtig eine gute Bildung ist. Und seine Erzählungen lassen erahnen, dass er Großes vorhat. Dass er zurückgeben will, was ihm diese Schule ermöglicht hat.
Stolz zeigt er mir das nagelneue Gebäude aus Stein, das durch Spenden finanziert werden konnte und neben dem Büro der drei Festangestellten und dem Computerraum auch ein nagelneues Unterrichtszimmer beherbergt. „Angefangen hat alles unter einem Palmendach“. Mittlerweile ist das Angkor Kids Center zu einer richtigen kleinen Bildungsstätte geworden. Neben dem Trakt mit den Klassenzimmern und einer Bibliothek gibt es einen Trinkwasserspeicher, Strom und Internet. Die jüngste Errungenschaft ist das sogenannte Homelight Projekt: Zusätzlich angebrachte Solarpanels auf dem Dach der Anlage, ein Stromspeicher und eine „Zapfanlage“ erlauben es nun auch den Anwohnern des Dorfes, ihre tragbaren Batterien aufzuladen und sich selbst mit Strom zu versorgen. Für besonders bedürftige Familien ist der Service kostenlos – andere zahlen einen kleinen Unkostenbeitrag, der weitaus niedriger ist, als die Kosten für staatlichen Strom und wiederum dem Angkor Kids Center zu Gute kommt. „Das große Ziel ist, aus dem Angkor Kids Center eine Bildungseinrichtung zu machen, die sich auf lange Sicht selbst trägt und die ganze Region mit einbindet“.
In den kommenden beiden Wochen reparieren wir Stühle für die Klassenzimmer, bauen ein Fußballtor auf und verpassen dem neuen Steingebäude einen blauen Anstrich. Auch eine Datenbank wird angelegt. Diese enthält Informationen zu allen Schülern und deren Kontaktpersonen und soll dazu dienen, den Unterricht und Elterngespräche zu organisieren, den Fortschritt der Schüler zu dokumentieren und auch nach dem Ende deren Schullaufbahn mit ihnen in Verbindung zu bleiben. „Wir wollen wissen, wie sich die Kinder auch nach ihrer Zeit im Angkor Kids Center entwickeln.“ Es geht um Nachhaltigkeit. Und um Vertrauen.
Demnächst sollen neue Mülleimer aufgestellt und Mülltrennung eingeführt werden. Man will ein Bewusstsein für die Umwelt schaffen und den Menschen vor Ort die Auswirkungen von Plastikkonsum vor Augen führen, der auch vor einem der ärmsten Länder der Welt nicht Halt macht.
Ich bin beeindruckt, fasziniert und dankbar. Es ist inspirierend, mit wie viel Elan hier unter einfachsten Bedingungen gelehrt, geplant und professionalisiert wird. Und mit welcher Freude all das geschieht. In einem Land, das sich immer noch von den Gräueltaten des Krieges zu erholen versucht, wird der bleibende Eindruck nicht nur die Schönheit der Natur sein, die einen hier überall umgibt, sondern die der Menschen. Es ist ansteckend. Ich muss versprechen, wieder zu kommen. Und tue das. Natürlich mit einem Lächeln.