Salin, Maly und Annya

Mein Einsatz im Ausland: Meine Gastfamilie

Ich habe versprochen, noch ein bisschen mehr über meine Gastfamilie zu erzählen. Insgesamt haben die ungefähr 60-jährigen Eltern acht Kinder – fünf Söhne und drei Töchter. Nicht alle leben im Haus, aber es ist immer ein reges Kommen und Gehen.

Leider kann nur Salin – die jüngste Tochter (die Frau am Titelbild), der zweitjüngste Bruder Tina (die Anmerkung meinerseits, dass er in Europa einen Mädchennamen hat, fand er nicht so gut 😉 ) und Salet, die zweitälteste Tochter sowie einer der älteren Brüder Englisch. Da sich mein „Khmer“ auf zwei Worte beschränkt, macht das die Kommunikation sehr schwierig, aber ich genieße es trotzdem regelmäßig, einfach dazusitzen und wenn auch nur passiv, am Familienleben teilzuhaben.

Meine Familie in KambodschaSalet und ihr entzückender Ehemann Kanel (das junge Paar auf dem Foto) arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff und ich hatte nur für zwei Wochen das Vergnügen sie kennenzulernen. Ich habe sie beide sofort ins Herz geschlossen.

Ich werde hier sehr gut versorgt – außergewöhnlich dabei ist, dass nicht die Mutter kocht, sondern die Kinder und seit Salet aus dem Haus ist, die jüngeren Brüder. Und ich muss sagen, es schmeckt hervorragend, wenn die beiden kochen. Und es ist auch immer sehr nett dekoriert für mich: letztes Mal sogar mit AKC Gravur in Wassermelone.

 

Aber nicht nur fürs Kochen sind die Jungs zuständig, sie machen auch die Wäsche und kümmern sich darum, dass es rund ums Haus sauber aussieht. Laut Erzählungen der Kinder kann ihre Mutter nicht gut kochen, weil ihre Familie früher sehr arm war und es schlichtweg nichts zum Kochen gab. Dafür hat sie andere Fähigkeiten: sie ist eine Khmer Medizinfrau. Ich habe selbst gesehen, wie sie ein kleines Mädchen behandelt hat, indem sie mittels „Fauch-Lauten“ böse Geister vertrieben hat. Außerdem fungiert sie als Kindermädchen für ihre zwei Enkel Maly und Annya (Titelbild). Sie kümmert sich rührend um sie, da die Eltern beide arbeiten. Und glaubt mir, das kann sehr anstrengend sein – vor allem das kleine Mädchen Maly fordert manchmal das Nervenkostüm und setzt immer ihren Willen durch, da keiner ihrem Charme widerstehen kann – auch ich nicht. Als sie vor meinem morgendlichen Kaffee wieder einmal einen Weinanfall hatte, dachte ich mir, ich probiere einfach mal was passiert, wenn ich sie in den Arm nehme (das Risiko war gering, denn noch lauter konnte sie fast nicht schreien). Aber es ist alles gut gegangen – sie war auf einmal mucksmäuschenstill und hat sich nicht bewegt, ob aus Angst oder Genuss kann ich schwer beurteilen. Im Großen und Ganzen sind die Kinder aber sehr brav und wie bei uns, meist am bravsten, wenn sie vorm Fernseher sitzen – nur einen Meter entfernt vom Bildschirm (siehe Foto).

Tina ist übrigens öfter mein Tuk Tuk-Fahrer nach Siem Reap und möchte unbedingt sein Englisch verbessern. Wir führen deshalb viele Gespräche – vor allem darüber, dass er seiner Meinung nach nicht gut spricht und ich versuche sein Selbstbewusstsein aufzubauen. Was mich freut, ist sein Ehrgeiz – ich habe ihm am Abend oft beim Englischlernen angetroffen.

Mein persönliches Highlight als großer Tierliebhaber (und ich meine das nicht kulinarisch gesehen in Bezug auf Insekten, die hier als große Delikatesse gelten) sind die vier Haushunde zum Spielen und Streicheln. Es hat aber einen Monat gedauert, bis sich auch der letzte Hund dazu durchgerungen hat, sich von mir streicheln zu lassen.

Zu guter Letzt aber noch ein paar Worte zu Salin (Titelbild). Sie ist eine großartige Person – liebevoll und fürsorglich und guter Hoffnung (sie bekommt im November einen Jungen). Trotzdem arbeitet sie noch jeden Tag für eine Non-profit Organisation und muss sehr oft weite Strecken mit dem Moped zurücklegen. Aber ab Februar soll sie die Schuldirektorin des Angkor Kids Center werden – das wird hoffentlich die Schule wieder einen großen Schritt nach vorne bringen. Leider sehen wir uns aufgrund unserer unterschiedlichen Tagesabläufe nur selten. Sie ist schon auf der Arbeit, wenn ich aufstehe, und im Bett, wenn ich von der Schule zurückkomme. Um 21 Uhr schlafen hier nämlich alle – also wird es für mich jetzt auch Zeit, schlafen zu gehen. Gute Nacht.

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One comment

  • Harry 18. Juli 2017   Reply →

    Schön geschrieben über sehr schöne Leute.

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