Viele Neuerungen im Februar

Optimierung verfügbarer Ressourcen….

Gerade haben wir wieder unseren Monatsreport aus dem Angkor Kids Center erhalten. Und auch im Februar hat sich wieder einiges getan. Der Monat stand ganz unter dem Motto „Optimierung der bestehenden Ressourcen“.

Viele Neuerungen im FebruarEs wurde zB das Schulsystem umgestellt, sodass die fortgeschrittenen Schüler anstelle von fünf Wochentagen je eine Stunde nun drei Mal in der Woche für zwei Stunden unterrichtet werden. Das schafft nicht nur bei den Lehrern, sondern auch bei den Klassenräumen Kapazitäten, die zB für die Aufnahme weiterer EDV Schüler verwendet werden können. Zusätzlich wurden die Unterrichtsmaterialen und die Dauer der EDV Klassen optimiert und zukünftig ist eine  Erweiterung von MS Excel und Word durch PowerPoint geplant.

Auch der Ort des Computerraumes wurde verändert – er wurde in den Raum der Bibliothek übersiedelt und diese dafür in das neue Gebäude. Dabei tatkräftig unterstützt hat eine Gruppe von Freiwilligen aus Australien, welche auch die Strom- und Internetversorgung für die Computer verbessert und einen zusätzlichen Ventilator in jedem Raum installiert hat. Wobei das Internet leider noch sehr ausbaufähig ist und derzeit nur von den Lehrern verwendet werden kann.

Zu guter Letzt haben die ehrenamtlichen Lehrer in ihrer Freizeit ihrer Kreativität freien Lauf gelassen und die Schule mit selbstgemalten Logos versehen. Wir von helpucation e.V. sind stolz, unser Logo auf dem neuen Schulgebäude zu sehen.

Die Verbesserungen sind u.a. ein Ergebnis von regelmäßigen Workshops und Meetings des Angkor Kids Center Teams bei dem im Februar auch Andreas dabei sein durfte. Wie ihr schon im letzten Blog lesen konntet, hat unser Vorstands- und Gründungsmitglied Andreas das Angkor Kids Center besucht und war begeistert die großen Fortschritte der Schule real zu sehen. Aber eines ist unverändert geblieben – die Freundschaft und Solidarität, die dieses Projekt zu einem ganz besonderen macht.

 

 

 

 

 

 

Andreas zu Besuch im AKC

Besonderer Besuch im AKC: Ein Projekt unter Freunden

Es ist schon einige Zeit her, dass Andreas, Vereinsgründer und Vorstandsmitglied, vor Ort im Angkor Kids Center war. Kambodscha liegt nun mal nicht um die Ecke. Umso schöner war es, dass Andreas trotz der langen Zeit und der gewaltigen Entwicklungen vor Ort das Gefühl hatte, nie weggewesen zu sein. Aber am besten ihr lest selbst, was er erlebt hat:

 

Kaum, dass ich in Siem Reap gelandet war und Samnang in die Arme geschlossen hatte, war es als wäre ich nie weg gewesen. Auf der gesamten Fahrt vom Flughafen in die aufgeheizte Stadt plauderten wir ohne Punkt und Komma. Unter alten Freunden, die sich lange nicht mehr gesehen haben, wussten wir gar nicht wo wir anfangen sollten zu erzählen. Bald ging es auch um das Angkor Kids Center und die dortigen Entwicklungen.

 

Andreas zu Besuch im AKCIm Dorf Somrong angekommen, bin ich schon von weitem vom Angkor Kids Center beeindruckt: Das neue Schulgebäude ist toll geworden und hat mit seinem neuen leuchtenden Anstrich eine völlig neue Wirkung. Mit dem Rest des Baumaterials hat das AKC-Team zudem ein Eingangstor gemauert, auf dem das Projekt-Logo allen Besucher freundlich entgegen lächelt. Ich erkenne sofort die gewissenhafte Handschrift von Hak und Chhay. Seit ihrer Festanstellung im vergangenen Jahr haben sie ganze Arbeit geleistet. Das gesamte Schulgelände hat sich seit meinem letzten Besuch vor mehr als zwei Jahren deutlich verändert: der Innenhof ist ordentlich gepflastert, der Zaun sorgfältig befestigt und gestrichen, neu gepflanzte Bäume spenden Schatten, der Spielplatz und die Toiletten sind top in Schuss.

 

Was mir außerdem sofort auffällt, ist der gepflegte Schulhof: Noch vor ein paar Jahren lagen Plastiktüten und -flaschen und auch anderer Müll auf dem Gelände verteilt – ein Problem, das wir nur schwer in den Griff bekamen. Jetzt gibt es ein bebildertes Mülltrennungssystem, an das sich alle Schüler halten müssen. Gerührt und beeindruckt von der tollen Arbeit des AKC-Teams stehe ich ein paar Minuten einfach nur sprachlos da und erinnere mich daran, wie hier noch vor ein paar Jahren nur ein grob zusammengezimmertes Holzhaus mit drei Räumen stand. Ich spüre wie sich ein schlechtes Gewissen breit machen will – schließlich gab es auch immer wieder Zeiten des Zweifels. Der Schulleiter Hak reißt mich aus meinen Gedanken, „Hello Andy! Welcome!“ Im hellblauen Business-Hemd und mit einem breiten Grinsen kommt er auf mich zu und wir umarmen uns herzlich. Voller Stolz zeigt er mir, dass er gerade noch eigenhändig das helpucation Logo auf die neue Schulwand gemalt hat. Still und lächelnd stehen wir nebeneinander und genießen den Stolz des anderen. Das schlechte Gewissen ist längst verflogen.

 

Hak nimmt mich mit in die neuen Räume des Angkor Kids Center und das Staunen geht weiter: alle Klassenräume sind bunt bemalt, die Bibliothek wurde enorm erweitert, im Computerraum stehen zehn einsatzbereite Desktop-Rechner und es gibt nun nicht nur ein Lehrerzimmer, sondern auch ein Büro mit mehreren Arbeitsplätzen. Im gesamten neuen Gebäude ist der Boden gefliest. Chhay winkt mir hinter einem der Schreibtische fröhlich zu. Gerade ist er dabei mithilfe der jüngst angeschafften Kopiermaschine neue Mappen für den Computerunterricht zu erstellen. „Wir machen jetzt unsere Arbeitsmaterialien selber“, erzählt er und lässt einen Stapel Papier durch den Kopierer rauschen.

 

Wir setzen uns in einem der neuen Räume zum Team-Meeting zusammen und ich bekomme einen guten Eindruck vom neuen Lehrplan und der Organisation der Klassen. Der festangestellte Lehrer Vith erklärt mir per Beamer und Laptop das Lehrsystem, das er in den vergangenen 14 Monaten aufgebaut hat: die acht Klassen sind in fünf neue Level unterteilt, die sich jeweils an einer Lehrbuchreihe orientieren. Jedes Level wird in einem fünfmonatigen Semester durchgearbeitet. Nur, wer den Test am Ende des Semesters besteht, rutscht in die nächste Klasse. „Eigentlich wie bei uns“, denke ich mir. Doch anders wie in unserem europäischen Schulsystem scheint es hier nicht darum zu gehen, so schnell wie möglich die Schule abzuschließen, sondern unterwegs so viel wie möglich mitzunehmen. Jeder Schüler lernt in seiner Geschwindigkeit. Das im deutschen Leistungssystem so gefürchtete „Sitzenbleiben“ spielt im Angkor Kids Center kaum eine Rolle.

 

Nach einer lustigen Runde Fußball mit Hak, Sam und einigen Schülern auf dem staubigen Bolzplatz bin ich später auch in einigen Unterrichtsstunden von verschiedenen Lehrern dabei. Ich genieße in allen Schulstunden die ungebremste Neugier der Schüler. Seit der Einführung von Viths neuem Curriculum folgt jede Lehreinheit einem vorbereiteten Plan. Ich kann mich noch an die Anfangszeiten erinnern, als es hier im Unterricht auch öfters mal drunter und drüber ging. Davon ist trotz der Lebendigkeit der Schüler heute nichts mehr zu spüren. Doch auch wenn sich die Umstände und Voraussetzungen seit der Gründung des Projekts kontinuierlich weiterentwickelt haben, ist doch eine Sache beim Alten geblieben: die unbeschwerte Freude am Lernen und wohlwollenden Lehren von Schülern und Lehrern.

 

Nach dem Unterricht fahren wir mit dem gesamten AKC-Team nach Siem Reap in ein Trainingsrestaurant zum Abendessen. Bei Bier und gegrillten Flussfisch erzählt Hak mit leuchtenden Augen von seiner großen Vision dem Angkor Kids Center auch noch ein weiterführendes Trainings-Restaurant anzugliedern. Seine Idee: in der „AKC Cuisine“ sollen die Kinder aus Somrong zusätzlich zum Englischunterricht eine touristische Ausbildung bekommen, um dann für besser bezahlte Jobs in der Stadt qualifiziert zu sein. Er selbst ist als ehemaliger F&B-Manager eines renommierten 5-Sterne-Hotels das beste Beispiel dafür, dass dieser Weg durchaus möglich ist. Vor ein paar Jahren hätte ich vielleicht noch gedacht, dass dieser Traum eines solchen Riesenprojektes zu schön ist, um wahr zu werden. Nach meinem jetzigen Besuch im Angkor Kids Center bin ich vollkommen überzeugt davon, dass der Tag kommen wird, an dem Haks Vision Wirklichkeit wird. Der gerade mal 26 Jahre alte Schulleiter versprüht so viel Zuversicht, Leidenschaft und Selbstbewusstsein, dass nach diesem Abend keiner von uns mehr daran zweifelt, dass auch diese unglaubliche Geschichte eines Tages in der Schulchronik geschrieben stehen wird.