Liebe LeserInnen – wie die Zeit vergeht… Jetzt bin ich bereits einen Monat zurück von meinem Einsatz im Ausland und nach dem ersten Kulturschock, habe ich mich wieder recht gut in der „Zivilisation“ eingefunden.
Es ist nun an der Zeit für mich, mit etwas Abstand, mein Volontariat nochmal Revue passieren zu lassen und dem einen oder anderen von euch, der eventuell gerade im Entscheidungsprozess ist, ein Volontariat im Ausland zu absolvieren, ein paar Anregungen mit auf den Weg zu geben – von Volontär zu zukünftigem Volontär sozusagen 😉
Wenn ich über meine Zeit nachdenke, ist wahrscheinlich der beste Rat, den ich euch geben kann folgender: Geht nicht „blauäugig“ in ein Entwicklungsland. Überlegt euch gut, ob ihr mit dieser ganz anderen Welt zurechtkommen könnt. Andererseits, denkt nicht zu viel über alle Eventualitäten nach – es kommt ohnehin immer anders, als man denkt.
Meiner Meinung nach, ist es wichtig, bereits Auslandserfahrung in Entwicklungs- oder Schwellenländern zu haben und sei es zumindest durch Reisen dorthin. Jemand, der bisher nur wenig gereist ist und noch nie mit Armut und schwierigen Lebensbedingungen (Dreck, Müll, Umweltverschmutzung, Krankheits- oder Sicherheitsrisiken etc.) konfrontiert worden ist, ist sicher völlig überfordert.
Das Bewusstsein, dass man seine Komfortzone völlig verlassen muss und auch der Wunsch sich völlig auf die Lebensumstände vor Ort einzulassen und das Leben mit den Einheimischen zu teilen, sollte vorhanden sein. Eintöniges, sehr einfaches Essen zubereitet unter, für unsere Verhältnisse unhygienischen Bedingungen (Mäuse waren bei mir zB sehr beliebte Küchengäste), kein fließendes Wasser, unzureichende Stromversorgung, einfachste sanitäre Anlagen und natürlich kein Internet-Empfang sind nur einige der Dinge, auf die ihr gefasst sein solltet. Von Sicherheitsrisiken in manchen Ländern mal ganz abgesehen. Aber lässt man sich völlig auf das Leben in der Gemeinschaft vor Ort ein, kann das einfache Leben sehr befreiend wirken und im heutigen hektischen Alltag die Möglichkeit zur Reflektion und Entschleunigung bieten – wobei der Arbeitsalltag vor Ort durchaus hektisch ist.
Ich glaube auch, dass alles leichter fällt, wenn man den innerlichen Drang hat zu helfen und etwas zu bewirken. Dieses Bedürfnis wird manchmal auf eine harte Probe gestellt, weil viele unvorhersehbare Dinge passieren werden. Egal wie akribisch man sich vorbereitet, man trifft auf andere Länder und Sitten und muss flexibel sein und sich anpassen. Es wird viel Energie und Motivation und meiner Meinung nach, auch viel Lebenserfahrung notwendig sein, um den Alltag zu bewältigen und eine wirkliche Hilfe zu sein. Aber der Vorteil und auch die Belohnung für die Mühen ist, dass man die Ergebnisse unmittelbar sieht und miterleben kann. In vielen Dingen ist es leichter als in Europa – man kann bzw. muss improvisieren und ausprobieren. Dazu hat man zu Hause meist nicht die Gelegenheit.
Zu guter Letzt ist es auch wichtig, Personen zu haben, die einen unterstützten und sei es aus der Ferne. Man sollte sich vorher genau erkundigen, wie es um die Betreuung vor Ort steht und sich die Frage stellen, ob man gegebenenfalls völlig allein in einem fremden Land klarkommt. Selbstverständlich ist es sehr wichtig, mit der richtigen Hilfsorganisation zu arbeiten. Ich hatte hier das Glück, den Vorstand persönlich zu kennen und bereits zusammengearbeitet zu haben, sodass ein Vertrauensverhältnis vorab vorhanden war. Noch ein Rat: Gebt euch Zeit; Zeit euch für ein Volontariat zu entscheiden, Zeit euch einzuleben – allein der Jetlag kann einen ganz schön quälen – und Zeit vor Ort – sieben Wochen sind bei mir wie im Flug vergangen.
Und bleibt positiv und offen und lasst euch von der Lebensfreude der Menschen anstecken, denn egal wie schwierig das Leben in armen Ländern oft ist, die meisten Menschen und vor allem die Kinder, haben ein Lächeln auf den Lippen und freuen sich, über jegliche Hilfe, die sie erhalten.Euer Einsatz im Ausland kann zu einer der wertvollsten Erfahrungen in eurem Leben werden und ihr habt die Chance, euch besser kennenzulernen und über euch selbst hinauszuwachsen – ganz nach dem Motto: „It always seems impossible until it’s done“ (Nelson Mandela).