Reise mit Harry

Mein Einsatz im Ausland: Die Reise

Ich war schon fünf Wochen in Kambodscha und hatte noch fast nichts von dem wunderschönen Land gesehen. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass mich mein Liebster, Harry aus Holland, besucht, um gemeinsam mit mir die Umgebung zu erkunden. Es war auch sehr wichtig und wertvoll für mich, einer vertrauten Person aus der Heimat zu zeigen, wie ich hier lebe und was mein Leben hier ausmacht.

Und wie sagt man so schön: „Wer eine Reise tut, hat viel zu erzählen.“ Die Woche war großartig, wenn auch nicht alles ganz nach meinem Plan verlaufen ist, bei dem mich Samnang, der Projektleiter des Angkor Kids Center – der auch die Reiseagentur Asia Natural Tours betreibt – in der Umsetzung tatkräftig und professionell unterstützt hat.

Kambodscha von der schönsten Seite1Am ersten Tag haben wir ein authentisches schwimmendes Dorf am riesigen Tonle-Sap-See besucht. Leider hatte unser Fahrer den ersten Arbeitstag und konnte unser Hotel nicht finden. Deshalb sind wir viel zu spät gestartet, sind mehrmals aufgrund des niedrigen Wasserstandes mit dem Boot steckengeblieben und den geplanten Sonnenuntergang konnten wir aufgrund eines aufziehenden Gewitters leider auch nicht sehen. Aber es war trotzdem traumhaft – eine einmalige Kulisse und Atmosphäre. Die Rückfahrt war ebenfalls ein Abenteuer, denn wir waren weit hinter dem Zeitplan, es war somit stockdunkel und das Gewitter hatte uns nun auch erreicht. Die einzige Lichtquelle bei strömendem Regen – das Handy des Reiseleiters. Zu guter Letzt, sind wir noch in einem Fischernetz hängengeblieben und der Bootsfahrer musste kurz „baden gehen“, um uns zu befreien.

Der zweite Tag war entspannter, denn wir haben meine Gastfamilie im Dorf und die Schule besucht. Harry war begeistert vom Angkor Kids Center und den Menschen dort, was mich sehr gefreut hat. Wir haben auch gemeinsam ein Lehrer Training absolviert und gegenseitig unsere Heimatländer präsentiert: Harry Holland, ich Österreich und die Schüler Kambodscha – es war sehr lehrreich und wir hatten auch alle viel zu lachen. Am nächsten Tag wollten wir Tempel (Kbal Spean und Banteay Srei) in der näheren Umgebung des Dorfes besuchen. Leider hat unser kleines Motorrad bereits nach zwei Kilometern plötzlich den gesamten Treibstoff verloren. Ich bin also ins Dorf zurückgegangen, um meine Gastfamilie zu mobilisieren, aber als ich zurückkam, war schon ein Mechaniker vor Ort, der von einem hilfsbereiten Einheimischen gerufen wurde. Er hat unser Moped innerhalb kürzester Zeit repariert – die Rechnung 1 USD. Danach hat leider zusätzlich noch der Regen unseren Zeitplan zu Nichte gemacht, sodass wir nur den Tempel Banteay Srei sehen konnten. Aber die Fahrt alleine war schon wundervoll – durch die traumhafte Landschaft mit Reisfeldern, Wasserbüffeln, Lotusblumen und den vielen lachenden Gesichtern der Einheimischen.

Kambodscha von der schönsten Seite2Unser nächster Programmpunkt war Phnom Kulen. Der heilige „Berg“ (487 m – für österreichische Maßstäbe also ein Hügel) ist ein heißer Tipp für alle, die gerne Wandern gehen. Auch wenn die Anreise von Siem Reap aufgrund der sehr schlechten Straßenverhältnisse zwei Stunden dauert, ist es die Mühe wert. Man wird dafür mit mystischen Tempeln, einer Unmenge an farbenfrohen Schmetterlingen, einer einmaligen Aussicht auf die bewaldete Umgebung, Kraftplätzen mit riesiger Elefantenstatue aus Stein oder versteckten Höhlen mit Fledermäusen, indem Mönche meditieren und nicht zu vergessen traumhaften Wasserfällen belohnt.

Am nächsten Tag haben wir dann selbstverständlich noch Angkor Wat und die umliegenden Tempel besucht. Angkor Thom (Bayon) mit seinen 200 Sandsteingesichtern, die einen ständig im Blick zu haben scheinen, Ta Prohm, der mit den Urwaldriesen eine einmalige Symbiose bildet und Angkor Wat, das Kloster, das alleine durch seine Größe und majestätische Anmut fesselt, haben einen unvergesslichen Eindruck bei uns hinterlassen. Zu guter Letzt, haben wir noch Phnom Krom besucht, einen alten hinduistischen Tempel, der mit einer traumhaften Aussicht auf den Tonle-Sap-See glänzt – hier habe ich eine Premiere gefeiert: meine erste Runde auf dem Motorrad. Und am Rückweg gab es dann noch die kulinarischen „Highlights“ der Woche: Schlange und Maus – beides nicht unbedingt empfehlenswert.

Es waren wundervolle Tage voller fesselnder, magischer Momente und Erlebnisse, die wir gemeinsam teilen durften und die zumindest mich dazu bewegt haben, Kambodscha endgültig fest in mein Herz zu schließen. Deshalb macht es mich auch stolz und glücklich, einen kleinen Beitrag zur Unterstützung dieses schönen Landes und seiner Menschen zu leisten.

Salin, Maly und Annya

Mein Einsatz im Ausland: Meine Gastfamilie

Ich habe versprochen, noch ein bisschen mehr über meine Gastfamilie zu erzählen. Insgesamt haben die ungefähr 60-jährigen Eltern acht Kinder – fünf Söhne und drei Töchter. Nicht alle leben im Haus, aber es ist immer ein reges Kommen und Gehen.

Leider kann nur Salin – die jüngste Tochter (die Frau am Titelbild), der zweitjüngste Bruder Tina (die Anmerkung meinerseits, dass er in Europa einen Mädchennamen hat, fand er nicht so gut 😉 ) und Salet, die zweitälteste Tochter sowie einer der älteren Brüder Englisch. Da sich mein „Khmer“ auf zwei Worte beschränkt, macht das die Kommunikation sehr schwierig, aber ich genieße es trotzdem regelmäßig, einfach dazusitzen und wenn auch nur passiv, am Familienleben teilzuhaben.

Meine Familie in KambodschaSalet und ihr entzückender Ehemann Kanel (das junge Paar auf dem Foto) arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff und ich hatte nur für zwei Wochen das Vergnügen sie kennenzulernen. Ich habe sie beide sofort ins Herz geschlossen.

Ich werde hier sehr gut versorgt – außergewöhnlich dabei ist, dass nicht die Mutter kocht, sondern die Kinder und seit Salet aus dem Haus ist, die jüngeren Brüder. Und ich muss sagen, es schmeckt hervorragend, wenn die beiden kochen. Und es ist auch immer sehr nett dekoriert für mich: letztes Mal sogar mit AKC Gravur in Wassermelone.

 

Aber nicht nur fürs Kochen sind die Jungs zuständig, sie machen auch die Wäsche und kümmern sich darum, dass es rund ums Haus sauber aussieht. Laut Erzählungen der Kinder kann ihre Mutter nicht gut kochen, weil ihre Familie früher sehr arm war und es schlichtweg nichts zum Kochen gab. Dafür hat sie andere Fähigkeiten: sie ist eine Khmer Medizinfrau. Ich habe selbst gesehen, wie sie ein kleines Mädchen behandelt hat, indem sie mittels „Fauch-Lauten“ böse Geister vertrieben hat. Außerdem fungiert sie als Kindermädchen für ihre zwei Enkel Maly und Annya (Titelbild). Sie kümmert sich rührend um sie, da die Eltern beide arbeiten. Und glaubt mir, das kann sehr anstrengend sein – vor allem das kleine Mädchen Maly fordert manchmal das Nervenkostüm und setzt immer ihren Willen durch, da keiner ihrem Charme widerstehen kann – auch ich nicht. Als sie vor meinem morgendlichen Kaffee wieder einmal einen Weinanfall hatte, dachte ich mir, ich probiere einfach mal was passiert, wenn ich sie in den Arm nehme (das Risiko war gering, denn noch lauter konnte sie fast nicht schreien). Aber es ist alles gut gegangen – sie war auf einmal mucksmäuschenstill und hat sich nicht bewegt, ob aus Angst oder Genuss kann ich schwer beurteilen. Im Großen und Ganzen sind die Kinder aber sehr brav und wie bei uns, meist am bravsten, wenn sie vorm Fernseher sitzen – nur einen Meter entfernt vom Bildschirm (siehe Foto).

Tina ist übrigens öfter mein Tuk Tuk-Fahrer nach Siem Reap und möchte unbedingt sein Englisch verbessern. Wir führen deshalb viele Gespräche – vor allem darüber, dass er seiner Meinung nach nicht gut spricht und ich versuche sein Selbstbewusstsein aufzubauen. Was mich freut, ist sein Ehrgeiz – ich habe ihm am Abend oft beim Englischlernen angetroffen.

Mein persönliches Highlight als großer Tierliebhaber (und ich meine das nicht kulinarisch gesehen in Bezug auf Insekten, die hier als große Delikatesse gelten) sind die vier Haushunde zum Spielen und Streicheln. Es hat aber einen Monat gedauert, bis sich auch der letzte Hund dazu durchgerungen hat, sich von mir streicheln zu lassen.

Zu guter Letzt aber noch ein paar Worte zu Salin (Titelbild). Sie ist eine großartige Person – liebevoll und fürsorglich und guter Hoffnung (sie bekommt im November einen Jungen). Trotzdem arbeitet sie noch jeden Tag für eine Non-profit Organisation und muss sehr oft weite Strecken mit dem Moped zurücklegen. Aber ab Februar soll sie die Schuldirektorin des Angkor Kids Center werden – das wird hoffentlich die Schule wieder einen großen Schritt nach vorne bringen. Leider sehen wir uns aufgrund unserer unterschiedlichen Tagesabläufe nur selten. Sie ist schon auf der Arbeit, wenn ich aufstehe, und im Bett, wenn ich von der Schule zurückkomme. Um 21 Uhr schlafen hier nämlich alle – also wird es für mich jetzt auch Zeit, schlafen zu gehen. Gute Nacht.