Schüleraustausch mit Australien

Mein Einsatz im Ausland: Eine langjährige Freundschaft mit der Ivanhoe Grammar School

Diese Woche hatten wir die Ehre, zwei Schülergruppen der Ivanhoe Grammar School bei uns begrüßen zu dürfen. Jeweils gut 30 Schüler zwischen 15 und 17 Jahren mit je fünf Lehrern haben im Rahmen eines zweiwöchigen Aufenthalts in Kambodscha das Angkor Kids Centre besucht. Die Ivanhoe Grammar School organisiert seit vielen Jahren dieses Projekt, welches den Schülern einen Einblick in das doch sehr unterschiedliche Leben in Kambodscha geben soll und gleichzeitig auch noch dazu dient, Schulen und Gemeinden in Kambodscha mit Geld- und Sachspenden und Hilfe vor Ort zu fördern.

Schüleraustausch mit AustralienDer Besuch wurde von uns akribisch vorbereitet – Transport, Mittagessen, Begrüßung mit einstudiertem Lied sowie Programm, Auswahl der 50 besten Schüler und natürlich großes Reinemachen.

Der Plan für den Tag: einen interaktiven Austausch zwischen Schülern aus Kambodscha und Australien zu ermöglichen und dabei Englisch zu lernen und zu lehren. Die australischen Schüler waren angehalten, in kleineren Gruppen unsere Schüler zu unterrichten und obwohl sie selbst noch Schüler sind, hat dies erstaunlich gut geklappt. Die Motivation und das Engagement waren herausragend – ich habe wirklich gestaunt. Es wurde klassisch unterrichtet, aber auch gespielt, Exkursionen ins Dorf unternommen, gemeinsam gegessen (ich durfte gleich Kantinenerfahrung sammeln und helfen 100 Essen auszuteilen), Bäume gepflanzt und gesungen.

Musik vereint Nationen und Menschen – das konnte man wieder ganz deutlich spüren. Aber seht und hört selbst…

Die australische Schule ist ein langjährigerer Förderer des Angkor Kids Center und hat neben fast 150 Büchern, auch zehn gebrauchte Laptops gespendet. Ein Segen – so können Arbeitsplätze für die Lehrer generiert werden, wo sie sich auf den Unterricht vorbereiten können. Jetzt fehlt nur noch eine „Kleinigkeit“ nämlich Internet – den lang ersehnten Drucker haben wir schon.

Es war ein großartiger Tag und alle Beteiligten hatten Spaß und ich denke, jeder konnte etwas von dem Tag mitnehmen und lernen. Unsere Schüler hoffentlich Englisch und die australischen Schüler haben vielleicht in Zukunft mehr Verständnis für ihre Lehrer – denn sie haben aus eigener Hand erfahren, dass unterrichten zum Teil harte Arbeit ist. Und es haben sich auch ein paar neue Freundschaften (zumindest auf facebook) ergeben.

Resümee nach 4 Wochen

Mein Einsatz im Ausland: Halbzeit – Eine Zwischenbilanz

Nun ist es soweit, dass mehr als die Hälfte der Dauer meines Einsatzes in Kambodscha vorüber ist. Das macht mich schon fast etwas traurig – die Zeit ist einfach viel zu schnell vergangen.

Für mich ist es nun an der Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen, was wir, Chhay und ich, in den letzten vier Wochen alles geschafft haben:

Resümee nach 4 WochenWir haben die Schulbibliothek neu aufgesetzt, alle Bücher erfasst und kategorisiert und den Raum zu einem Wohlfühlort für Kinder und Lehrer gemacht.

Dann haben wir Einstufungstests durchgeführt. Die Ergebnisse waren noch nicht wirklich aussagekräftig – außer, dass wir bei sehr vielen Schülern noch sehr viel zu tun haben. Aber gut ist, dass wir alle Schüler und die wichtigsten Eckdaten erfasst und Schulstatistiken erstellt haben. Chhay hat von mir diesbezüglich umfassende Excel Schulungen erhalten und ich hoffe, er kommt mit der doch beachtlichen Datenmenge nach meiner Abreise gut zurecht.

Wir haben die Schüler nach Alter und unter Berücksichtigung der Schülerwünsche (Vormittags- oder Nachmittagsunterricht) sowie der Verfügbarkeit der Lehrer und Klassenräume in Klassen eingeteilt. Leider ändern sich die Wünsche der Kinder auch mal gerne und eine Vormittagsklasse um 7 Uhr früh zu besuchen, war für viele bei näherer Betrachtung dann doch nicht so erstrebenswert 😉 (kann ich persönlich übrigens gut nachvollziehen). Folglich haben wir den Vormittagsunterricht auf eine Klasse beschränkt. Ermals wurden Klassenbücher erstellt und die Lehrer mit einer fixen Schülerliste versorgt.

Nebenbei habe ich noch einige Blogbeiträge gepostet und das helpucation e.V. LinkedIn Profil erstellt.

Aber nicht nur unser Geist wurde gefordert – auch körperlich wurden wir beansprucht. Ich kann kaum zählen, wie oft ich die Bibliothek geputzt habe, die Toiletten mussten wieder einsatzfähig gemacht werden und wir haben gemeinsam den Kampf mit dem Wasser gewonnen und die Wasserpumpe erfolgreich installiert. Und wir haben einige großräumige Aufräumaktionen gestartet, vor allem vor dem Besuch Australischer Schülergruppen und ich versuche täglich Erziehungsmaßnahmen durchzusetzen. Denn hier wird viel unbedacht weggeworfen.

Zu guter Letzt auch noch ein persönliches Resümee: es war und ist viel zu tun, aber es macht fast immer großen Spaß. Und man kann sofort die positiven Veränderungen sehen und miterleben. Und auch wenn es laut und anstrengend sein kann, die Kinder hier sind einfach großartig und herzerwärmend.

helpucation bei LinkedIn

Mein Einsatz im Ausland: LinkedIn Profil

Wir sind online bei LinkedIn!

Damit noch mehr Menschen von diesem großartigen Hilfsprojekt erfahren, habe ich die Erstellung eines LinkedIn Unternehmensprofils forciert und gleich umgesetzt – HELPUCATION e.V.

Dort findet ihr die Vision und wichtigsten Eckdaten des gemeinnützigen Vereines und natürlich freuen wir uns über jeden einzelnen Follower!

Ich kann nur sagen – und davon könnt ihr euch bei meinem LinkedIn Profil überzeugen – ich stehe voll und ganz hinter diesem Projekt und kann täglich miterleben, wie sorgsam mit Geld- und Sachspenden umgegangen wird.

Wenn auch ihr einen kleinen Beitrag leisten wollt, findet ihr hier die Kontodaten für Spenden.

Jeder Euro zählt, um den Kindern eine Ausbildung und eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Kokusnuß

Mein Einsatz im Ausland: Abenteuer

Da sitzt man ganz ruhig im ersten Stock des Hauses meiner Gastfamilie und schreibt am nächsten Blogbeitrag und auf einmal lacht einem jemand von der Kokosnusspalme gegenüber zu. Selbstverständlich erklimmt er die sicher 20 Meter hohe Palme völlig ungesichert und mit einer Geschwindigkeit, die kaum vorstellbar ist. Die Kokosnüsse werden geerntet und abgeseilt und beim Abstieg bin ich in Stellung, um das Ganze für euch per Video festzuhalten.

Wahnsinn oder? Mir wird schon beim Zuschauen schwindlig (was natürlich auch an meiner Höhenangst liegen kann). Und das schönste, ich durfte gleich eine Kokosnuss gemeinsam mit der Familie probieren. Einfach köstlich.

KokusußgenußUnd weil wir gerade beim Thema Abenteuer sind. Der Einsatz hier in Kambodscha ist definitiv ein Abenteuer für mich. Selten habe ich meine Komfortzone so weit hinter mir gelassen. Ich bin zB die erste „Weiße“, die im Dorf verbleibt, was nicht nur bei den Dorfbewohnern für Neugier und Verwunderung, sondern sogar für Aufregung bei der Polizei und entsprechende Besuche sorgt (warum auch immer – das konnte ich noch nicht genau herausfinden – ich spreche leider kein Khmer und die Polizei kein Englisch). Auch Essen und Unterkunft sind sehr einfach (obwohl sicher schon luxuriös für den Rest des Dorfes). Faustgroße Riesenkäfer im Bad – Vögel, Mäuse und Spinnen im Schlafzimmer und leider auch so manche Maus in der Küche während des Essens. Nicht zu vergessen, ohne Übertreibung, Angriffe von hunderten von Fliegen während des Lehrertrainings (die Schüler meinten nur lapidar – die sind nicht gefährlich – da bin ich ja beruhigt 😉 ) Lustiger weise nehme ich das alles sehr gelassen hin – für die, die mich und meine Ordnungsliebe (und vielleicht sogar leichten Reinlichkeitswahn) kennen – vielleicht umso erstaunlicher. Auch wenn mich der eine oder andere milde belächelt und denkt, diese Frau hat keine Ahnung, was ein richtiges Abenteuer ist – ich fühle mich schon etwas wagemutig 😉 .

Und da fällt mir zu guter Letzt ein Sprichwort ein: „Nur wer das Abenteuer wagt, wird neue Welten entdecken.“

So, jetzt stürze ich mich wieder in mein persönliches Abenteuer. Alles Liebe und bis bald, Laura.

 

Mein Einsatz im Ausland: Wasser

Ich habe euch ja versprochen noch ein bisschen mehr über die Installation der Wasserpumpe zu erzählen. Nun ist es so, dass ich generell mit dem Element Wasser hier etwas zu kämpfen habe. Ich habe in Kambodscha entweder zu viel oder gar kein Wasser.

Zu viel des Guten

Zu viel, wenn es wie aus Kübeln regnet und ich entweder eine gute halbe Stunde irgendwo warten muss, bis das schlimmste vorbei ist oder ich mich für die tapfere Variante „Augen zu und durch“ entscheide und innerhalb von Sekunden klatsch nass bin. Ich freue mich schon sehr auf den wirklichen Start der Regenzeit 😉

Ein weiteres Beispiel von zu viel Wasser – als ich im „Badezimmer“ bei meiner Gastfamilie stehe und sie die Wasserpumpe, die Wasser in ein Becken reinleitet, trotz mehrmaligem Rufen meinerseits „please stop the water“ nicht abgestellt haben (wahrscheinlich wollten sie einfach sichergehen, dass ich genug Wasser habe – sagen wir mal so – meine Füße haben nochmal geduscht).

Alles oder nichts

Intallation WasserpumpeOder ich habe kein Wasser zB wenn ich mich nach einer Woche im Dorf mit der dazugehörigen Becherdusche auf eine richtige Dusche mit fließend Wasser im Hotel freue und die leider das Wasser abstellen müssen, weil eine Katze im Abflussrohr verendet ist (was mir übrigens sehr leidtat). Der Rezeptionist war auch so freundlich und hat mir zum Duschen ein 20-Liter-Fass-Wasser gebracht (leider kam da das Wasser nur Tropfenweise raus).

Ja, und dann hatten wir auch im Angkor Kids Center bis vor Kurzem kein Wasser mehr, da die händische Wasserpumpe trotz mehrmaligen Versuchen sie zu reparieren, nicht funktioniert hat. Bei unserem Großeinkauf haben wir dann die lang ersehnte Wasserpumpe gekauft und die Jungs haben sie innerhalb von drei Tagen installiert. Zuerst mussten mal undichte Roher identifiziert werden, das Wasser umgeleitet und neue Rohre eingegraben werden, ein Stromanschluss gelegt und zu guter Letzt die Pumpe einbetoniert und geschützt werden. Die Bilder könnt ihr euch ansehen. Ich kann nur den Hut ziehen vor solch geschickten Helfern, die das einfach aus dem Stehgreif zu können scheinen. Ich war heute schon überfordert, die Wasserpumpe in Gang zu bringen, als ich mich am Vormittag über die wundervolle Aufgabe gestürzt habe, die Toiletten zu reinigen (auf Details möchte ich hier nicht näher eingehen). Mein Workout für heute ist somit auch getan und die Toiletten sind wieder einsatzfähig, denn ein kaputtes Schloss wurde auch noch getauscht.

Opfer S21

Mein Einsatz im Ausland: Phnom Penh

Nach fast drei Wochen ohne Pause, hatte ich die „Anweisung“ bekommen, mir mal zwei Tage Auszeit zu gönnen, um das Land auch etwas kennenzulernen. Ich beschloss in die Hauptstadt zu fahren. Ich habe sehr gemischte Gefühle in Bezug auf diese Stadt, da sie viele Erinnerungsstätten für die unglaublichen Gräueltaten der Roten Khmer birgt. Allerdings hat sie auch viele schöne Seiten und einiges zu bieten.

Die düstere Vergangenheit von Kambodscha

Das Genozig MuseumIch will gar nicht zu viel auf die geschichtlichen Details dieser Schreckensherrschaft der Roten Khmer von 1975 bis 1979 eingehen. Es sei nur soviel gesagt, dass 1,7 bis 3 Millionen Menschen (bei 8 Millionen Gesamtbevölkerung!) in dieser Zeit umgekommen sind. Das Grauen kurz zusammengefasst: Pol Pot (links oben im Bild), der Parteiführer, wollte Kambodscha in einen reinen Agrarkommunismus überführen. Alle Menschen sollten also Bauern sein, egal ob sie landwirtschaftliche Erfahrung hatten oder nicht und das 3fache an Ernte erwirtschaften als bisher. Alles Neue wurde verurteilt – Bildung war zum Großteil ein Todesurteil.

Zur Umsetzung dieses utopischen Planes hat er fast die ganze Hauptstadt evakuieren und auf Feldern arbeiten lassen – bis zu 19 Stunden täglich, ohne ausreichende Nahrung. Unzählige Menschen sind verhungert oder erlagen unbehandelten Krankheiten. Menschen mit Bildung, Kontakten zum Ausland etc. wurden als Staatsfeinde angesehen und in Gefängnisse gebracht, wo sie so lange auf unvorstellbare Art und Weise gefoltert wurden, bis sie ein Geständnis abgegeben haben (wie absurd dieses auch immer sein mochte). Eines dieser Gefängnisse, in dem mehr als 12.000 Menschen gefoltert und anschließend zur Hinrichtung zu einem der „Killing Fields“ gebracht wurden, war Tuol Sleng oder S21. Eine ehemalige Schule – einen besseren Ort hätte man kaum wählen können, um die abartige Botschaft, dass Bildung und Fortschritt bestraft gehört, zu senden.

Das Foltergefängnis ist heute ein Genozid Museum. Ein noch immer schrecklicher Ort, an dem man den Verlust der letzten Menschlichkeit und Barmherzigkeit und die nicht mal mit der schlimmsten Fantasie auszudenkenden Gräueltaten noch immer fast greifbar spüren kann. Vor allem die Zellen der Gefangenen sind schrecklich (ich musste mich wirklich fast übergeben). Und nur eine Hand voll Menschen haben überlebt (das Bild mit den sieben Personen zeigt einen Teil davon – drei davon sind heute noch am Leben). Die beigefügten Bilder sagen ohnehin mehr als 1.000 Worte oder ich je könnte, um meine Gefühle diesbezüglich auszudrücken.

HinrichtungsstätteMein Tag war gelaufen und ich dachte mir, ich hake gleich den nächsten schrecklichen Punkt auf der „schwarzen Sightseeing“ Liste ab und besuche noch die „Killing Fields“. Davon gab es damals mehr als 300. Dort wurden die Gefangenen hingebracht, um noch in der gleichen Nacht ermordet und in Massengräbern verscharrt zu werden. Aber es wurde keine Munition verschwendet. Die armen Menschen wurden auf abartige Weise abgeschlachtet (verzeiht mir den Ausdruck – aber es gibt am besten die Realität wider). Ironischerweise ist es heute ein sehr friedvoller, auch schöner Ort – die Natur hat dazu beigetragen, die dunkle Vergangenheit zu verhüllen. Trotzdem ein beklemmendes Gefühl, wenn man noch immer Stoffreste aus der Erde ragen sieht. Aber das Schlimmste war für mich der „Killing Tree“ – dagegen wurden Babys und kleine Kinder so lange mit dem Kopf geschlagen, bis sie tot waren. Heute zeugen hunderte Bänder für das tiefe Mitgefühl der Besucher. Der letzte Stopp ist das Denkmal – ein Tempel in der Mitte der Anlage– bis oben hin gefüllt mit unzähligen Totenköpfen der Opfer.

Der Besuch dieser Orte hat mich schwer beschäftigt und bestürzt – aber es ist auch wichtig, dass diese unvorstellbaren Taten und vor allem die Opfer nicht vergessen werden. Wir alle können nur dafür sorgen, dass diese Geschichte sich nie wieder wiederholt. Das ist doch ein schöner Gedanke.

 

Die schöne Seite der Stadt

Sigthseeing Phnom PenhNach den zwei sehr aufrüttelnden und erschütternden Orten beschloss ich, auch etwas Aufheiterndes zu unternehmen. Eine Bootstour u.a. am Mekong River hat es dann auch geschafft, mich von den schönen Seiten der Stadt zu überzeugen (etwas Pech nur, dass wir nach 10 Minuten umkehren und auf ein neues Boot umsteigen mussten, da das erste kaputtgegangen ist). Trotzdem ein schönes Erlebnis (wenn ich Biertrinkerin wäre noch mehr – denn Bier war im Preis inbegriffen 🙂 )

Am nächsten Tag habe ich dann noch ein paar weitere schöne Dinge gemacht. Die Besichtigung des Wat Phnom – ein Tempel auf einem kleinen Hügel war großartig und hat die notwendige Ruhe, in der sehr lebendigen Stadt gebracht. Vor allem die Menschen beim Beten zu beobachten, wirkt sehr entspannend auf mich. Zum Mittagessen war ich dann bei einem herausragenden Hilfsprojekt – Daughters of Cambodia. Die Organisation betreibt ein kleines Café und einen Shop inklusive kleinem Spabereich und hat dort ehemaligen Sexarbeiterinnen eine Anstellung und somit eine Zukunft gegeben. Ein schönes Projekt und Essen und Shakes waren auch spitze. Das Sightseeing Programm habe ich mit dem Königspalast inklusive Silberpagode abgeschlossen. Sehr schöne Gebäude (leider musste ich vor der Silberpagode wieder mal eine halbe Stunde warten, bis der Regen weniger wurde – nicht gut wenn man seinen Laptop, aber keinen Regenschutz dabei hat 😉 ). Ach ja, man kann auch sehr gut Essen in Phnom Penh. Eine willkommene Abwechslung zu Reis, Fleisch und Gemüse – mein tägliches Mittag- und Abendessen (das soll keine Beschwerde sein – ich werde sehr gut versorgt, aber das Khmer Essen ist nach einer Weile doch etwas eintönig).

Zum Abschluss muss man eigentlich noch seine Anerkennung für dieses Land aussprechen, dass in seiner jüngsten Geschichte, so schwer traumatisiert wurde und die gesamte Bildungsschicht (inklusive fast aller Lehrer) verloren hat. Ich bin froh, hier zu sein und durch meine Freiwilligenarbeit an diesem großartigen Schulprojekt einen winzig kleinen Beitrag zur Hilfe der Kinder von Kambodscha zu leisten.

Mein Einsatz im Ausland: Der Großeinkauf

Da soll noch einmal einer sagen, dass Männer keine guten Shopping-Begleiter sind. Ich habe heute eine ganz andere Erfahrung gemacht. Zugegebenermaßen haben wir jetzt nicht gerade Dinge gekauft, die Frauenherzen höher schlagen lassen, dafür aber notwendige Sachen für die Schule und dabei haben sich die Jungs durchaus bewährt.

Auf der Einkaufsliste stehen folgende Dinge:

  • Wasserpumpe inkl. Rohre und Zubehör (Spende meiner lieben Mama)
  • Mülleimer aus alten Reifen
  • eine Sitzmatte, wie sie in Kambodscha typisch als Sitzgelegenheit vor oder im Haus verwendet wird, für die Bibliothek
  • eine Sitzecke für die Bibliothek
  • Putzmaterial und diverse Kleinigkeiten wie Schlösser und Uhren für die Klassenzimmer

Shopping mit den Jungs - das ResultatLos geht es um 8 Uhr, Hak (die helfende rechte Hand des AKC) und Chhay stehen pünktlich mit einem Kleinbus in der Hauseinfahrt – da habe ich schon sehr gestaunt, ob der Größe des Fahrzeuges. Aber der Bus soll sich noch als durchaus nützlich erweisen – in einem normalen Auto hätten wir die Einkäufe nicht alle untergebracht.

Wir haben auch gleich einen eigenen Fahrer engagiert, der zweitjüngste Sohn meiner Gastfamilie, der immer die Nerven im doch sehr hektischen Stadtverkehr bewahrt. Diesmal ist unser Fahrzeug aber auch sehr groß, um somit im Straßenkampf locker als Sieger hervorzugehen.

Erster Stopp ein Japanischer Secondhand-Laden – leider gibt es hier nicht die gewünschte Sitzecke. Weiter ging es in einen Art Drogerieladen, hier haben wir alles für die Wiederaufnahme der Toiletten gekauft (derzeit fehlt es leider an der Basis – am Wasser). Danach quer durch die Stadt zu einem Copyshop – ich bin schon sehr froh, wenn wir einen Drucker/Kopierer haben…

Darauf folgt ein Marktbesuch – da staune ich nicht schlecht wie riesig dieser ist. Und noch mehr, mit welcher Sicherheit Hak mich zu den notwendigen Geschäften lotst. Das System der Ladenanordnung erschließt sich mir bis heute nicht – gefühlt ist der Metzger neben dem Juwelier. Im Markt können wir eine improvisierte Sitzecke – bestehend aus einzelnen Sitzpolstern erstehen. Natürlich haben wir auch gut gehandelt. Danach geht es weiter zu einem Reifengeschäft, wo wir große Mülleimer bestehend aus alten Reifen erstehen (Müll ist hier ein großes Thema, da jeder einfach alles überall wegwirft und es kein großes Bewusstsein für Umweltschutz gibt). Shopping mit den Jungs - das ResultatDas Endergebnis nach einigen Bastelstunden könnt ihr im Bild sehen, denn so billig die guten Stücke auch sind (1 USD), sie sind nutzlos ohne Boden und ohne Henkel. Aber Chhay hat wieder viel Kreativität bewiesen und hat prompt aus Holzstücken einen Boden gebastelt, mit rauchender Bohrmaschine Löcher reingemacht und zu guter Letzt mit Holzstab und Hammer die Seile durchgespannt. Das Endprodukt ist großartig und sieht auch noch gut aus (für einen Mülleimer).

Der wichtigste Kauf des Tages – die Wasserpumpe. Damit wir im Angkor Kids Center endlich wieder Wasser haben – wir entscheiden uns aufgrund der 6-Monate Garantie für ein italienisches Produkt (meiner Meinung nach sind die Italiener eigentlich nicht für ihre Ingenieurskunst bekannt, aber wahrscheinlich allemal besser als die Chinesischen Produkte, die sonst zur Auswahl standen).

Nach einem schnellen Mittagessen, weiter zum „Installateur“ oder eher Händler für alles, um die notwendigen Rohre etc. für die Wasserpumpe zu kaufen (dort auch mal ein Foto von mir, damit ihr auch sehen könnt, dass ich beim Einkauf tatsächlich dabei war). Die Installationsrohre wurden mit Tape am Dach installiert.

Jetzt war es aber auch Zeit, um Heimzufahren. Viel mehr hätte nämlich auch im großen Auto nicht mehr Platz gehabt und wir waren schon alle etwas müde vom 5-stündigen Einkauf in der Hitze. Hak und Chhay haben am Nachmittag auch noch versucht, die Pumpe zu installieren, was nicht so gut geklappt hat. Aber dazu mehr in einem eigenen Beitrag.

Fazit: Wenn man weiß wo, bekommt man hier alles und der Rest wird mit viel Kreativität und Improvisation passend gemacht.

 

Mein Einsatz im Ausland: Die schönsten Geschichten schreibt das Leben

Heute darf ich euch eine weitere schöne Geschichte erzählen. Darüber wie das Leben zufällig zwei ganz unterschiedliche Menschen zusammengeführt hat und daraus eine lebenslange Freundschaft – wenn nicht sogar Vater-Tochter-Beziehung – entstanden ist.

Salent und ihr EhemannIch hatte großes Glück und durfte Salet in ihrem Urlaub zu Hause kennenlernen. Sie ist die zweitälteste Tochter meiner Gastfamilie und arbeitet auf einem Kreuzfahrtschiff am Mekong River. Genau dort, hat sie auch vor einigen Jahren einen älteren Herrn aus Australien kennengelernt. Dieser hatte vor kurzem seine Ehefrau verloren (sie waren über 40 Jahre glücklich verheiratet) und aus unzähligen, langen Gesprächen an der Bar, wo Salet gearbeitet hat, hat sich langsam eine Freundschaft entwickelt. Ich glaube keiner der beiden weiß mehr genau, wie es dazu kam, aber beide strahlen bis über beide Ohren, wenn sie vom anderen erzählen.

Auf jeden Fall haben sie per E-Mail Kontakt gehalten und Papa (wie er von der ganzen Familie liebevoll genannt wird – wohlgemerkt auch vom Familienoberhaupt, der selbst schon mehrfacher Großvater ist) hat die Familie seither unzählige Male besucht. Ich durfte es selbst miterleben, wie fürsorglich sich die gesamte Familie um ihn kümmert – er wird jeden Tag im Hotel in Siem Reap von Salet, ihrem Ehemann und dem jüngeren Bruder, der das Tuk Tuk fährt, abgeholt und am Abend wieder zurückgebracht. Es werden Ventilatoren aufgestellt, spezielles Essen gekocht (davon habe ich auch profitiert) und wenn er spazieren geht, gehen die Enkelkinder Hand in Hand mit ihm, eskortiert von den Familienhunden. Es ist eine wahre Freude, das zu sehen. Die Skeptiker unter euch denken sicher, dass die Familie nur auf das Geld von „Papa“ aus ist. Aber die Optimistin in mir glaubt das nicht und mir wird prinzipiell eine gute Menschenkenntnis nachgesagt.

PapaFür „Papa“ sind diese paar Wochen im Jahr, die er in Kambodscha verbringt, der Ersatz für die Familie, die er durch unglückliche Umstände nicht mehr hat. Eine willkommene Abwechslung zum doch recht einsamen Leben in Australien. Salet ist für ihn eine Tochter geworden. Und er freut sich schon sehr, wenn ihr Haus fertig gebaut ist und er dann nicht mehr im Hotel übernachten muss. Ein Zimmer ist bereits für ihn reserviert.

Ich hatte das Glück, auch einen sehr schönen Abend mit diesem besonderen Menschen zu verbringen und seine ganz persönliche Lebensgeschichte zu erfahren, die aber auch privat bleiben soll.

Mein persönliches Fazit dieser schönen Begegnung: Das Leben bringt dich, wenn du dafür offen bist, immer mit genau den richtigen Menschen zum passenden Zeitpunkt zusammen. Mit Menschen, die für immer in deinem Leben bleiben oder mit jenen, die zwar wieder gehen, aber von denen du sehr viel lernen kannst oder die dein Leben in einer ungewöhnlichen Art bereichern. Vielleicht habt ihr diese Erfahrung auch bereits gemacht. Und ich glaube fest daran, dass diese Wochen mit den einmaligen Menschen hier, auch einen ganz besonderen Sinn in meinem Leben haben – den werde ich aber wahrscheinlich erst viel später im Detail begreifen

Mein Einsatz im Ausland: Geburtstagsüberraschung

Und schon ist es soweit, dass ich wieder über höchstpersönliche positive Erfahrungen berichten kann. Heute war mein Geburtstag – über das genaue Alter möchte ich hier dezent schweigen – in Kambodscha hätte ich wahrscheinlich meine besten Jahre längst hinter mir.

Es ist schon komisch, ganz weit weg von zu Hause Geburtstag zu haben. Nun ist mir dieser Tag nicht besonders wichtig, aber persönliche Glückwünsche samt Umarmung – und wenn diese nur von einer Handvoll lieber Menschen kommen – habe ich ehrlich gesagt schon vermisst.

Jetzt bin ich natürlich auch nicht der Typ, der jedem gleich erzählt, dass er Geburtstag hat und die Menschen in der Umgebung somit mehr oder weniger verpflichtet zu gratulieren. Also war es – bis auf sehr sehr viele schöne Geburtstagsnachrichten per fb, What’s App etc., für die ich mich hiermit recht herzlich bedanke, ein ganz normaler Tag. Ich hatte auch noch ein Meeting mit dem Projektleiter des Angkor Kids Center, der erstmal auch keine Anstalten machte, mir zu gratulieren. Danach fuhr ich wieder mal die Strecke Siem Reap – Samrong Village mit dem Tuk Tuk. Im Dorf angekommen, bin ich dann gleich in die Schule gegangen und habe brav weitergearbeitet. Das einzig komische – Chhay meinte, er müsse gleich nochmal in die Stadt zum Projektleiter. Ich habe mir nicht viel dabei gedacht, außer, dass sie mir das auch früher hätten sagen können, dann hätten wir uns gemeinsam dort treffen können und ich hätte mit ihm ins Dorf fahren können. Aber na gut, dachte ich mir, dann arbeite ich halt alleine weiter. Am Nachmitttag habe ich dann noch Besuch von der Nachbarin der Schule samt drei Monate altem Baby bekommen, dass dann auch prompt in die Bibliothek gepinkelt hat (Windel gibt es hier keine – da wird einem schon etwas mulmig zu Mute wenn man das Baby länger im Arm hält – ich hatte allerdings Glück mit dem Timing 😉 )

Auch der Abend verlief eigentlich recht normal – die Lehrer haben unterrichtet und ein Lehrer hat mich gebeten, in seiner Klasse ein paar Worte zu sagen und gerade als ich das machen wollte – Stromausfall.

Mein Geburtstag

Super, dachte ich – wie bringen wir die Kinder alle heil aus dem Klassenzimmer und wo habe ich mein Handy mit der Taschenlampe? Aber es kam anders – auf einmal Geräusche und Stimmen, die HAPPY BIRTHDAY sangen und mit einem Geburtstagskuchen im Dunkeln mit vier brennenden Kerzen näherkamen (die Kerzenanzahl war hoffentlich nur zufällig gewählt und sollte keine Jahrzehnte wiedergeben 😉 ). Ich habe mich riesig über den super schönen und köstlichen Geburtstagskuchen gefreut und habe die Kerzen gleich ausgeblasen – natürlich nicht ohne mir dabei etwas zu wünschen. Den Kuchen habe ich anschliessend an Schüler und Lehrer verteilt. Etwas blöd war nur, dass die Schüler einen Test geschrieben haben und wir genau sechs Teller und Löffel hatten. Aber jeder hat einfach alles miteinander geteilt und der Kuchen schmeckt ja auch mit den Fingern. Zu guter Letzt habe ich auch noch Blumen aus der Heimat bekommen. Vielen Dank auch dafür.

Ich möchte mich nochmal bei allen Beteiligten von HELPUCATION e.V. und dem Angkor Kids Center dafür bedanken, dass sie meinen Geburtstag so fern der Heimat zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Ich werde mich immer mit Freude daran erinnern.

 

Mein Einsatz im Ausland: Die andere Seite

In den kommenden Wochen werde ich noch sehr viel über die vielen positiven Seiten des wunderschönen Landes Kambodscha schreiben. Aber ich will euch die folgenden Erfahrungsberichte nicht vorenthalten.

Ich habe mich diese Woche mit einem entfernten Bekannten meines Freundes getroffen, der einige Jahre ein Hotel in Kambodscha geleitet hat. Und was er alles erlebt und sogar überlebt hat, macht einen schon nachdenklich. Er meinte, Kambodscha ist wie Thailand vor 25 Jahren. Korruption überall, Menschenleben, die nichts wert sind, da die Menschen hier teilweise noch ums Überleben kämpfen. SWarnung Strassenkindero hat er zB einmal seine Sekretärin losgeschickt, um zu hinterfragen, was am Vorabend passiert ist, da er Schüsse gehört hat. Sie kam zurück und meinte nur ganz profan – nichts passiert – es wurden nur drei Straßenkinder erschossen, die sind tot ohnehin besser dran als lebend. Eine weitere Erzählung – er musste zB einen Angestellten entlassen (natürlich nicht direkt – sonst wäre es in der asiatischen Kultur ein „Gesichtsverlust“) und der Betroffene meinte nur – wir sehen uns wieder. Was ist passiert? Er wurde im eigenen Hotel vergiftet und hat es nur sehr knapp überlebt, da die Täter glücklicherweise die Dosis falsch bemessen haben.

Eine Freundin hat mich gewarnt, in Siem Reap bezüglich Straßenkindern vorsichtig zu sein, wenn sie explizit um Milch betteln. Wenn man dann mit ihnen ins Geschäft geht, um eine Packung Milch zu kaufen, wollen sie dann nämlich auf einmal Milchpulver für 20 USD und retournieren dieses anschließend, um das Geld zu erhalten (siehe Warnhinweis – habe ich auf einer Restaurant-Toilette vorgefunden). Das Geld muss dann meist mit dem Shopinhaber geteilt werden.

 

Aber auch die Einheimischen klagen über Bestimmungen, die ihnen das Leben erschweren – so darf man hier zB nur ein Haus bauen, wenn das Elternhaus sehr alt ist. Haben die Kinder (und wir reden hier von fast 30-Jährigen) das zweifelhafte Glück, dass das Elternhaus noch relativ neu und gut erhalten ist, darf nicht gebaut werden. Es ist offensichtlich zumutbar samt neuer Familie für immer im Elternhaus zu bleiben, auch wenn dieses aus allen Nähten platzt.

BlumenkranzAch ja, und mit Ziegeln soll man auch nicht bauen, um die Tempel von Angkor Wat zu schützen, die einige Kilometer entfernt liegen – was das eine mit dem anderen zu tun hat, erschließt sich mir nicht ganz, aber bitte. Es wird auf die Wahl 2018 gehofft, die endlich Umschwung bringen soll.

Zum Abschluss möchte ich aber noch sagen, dass ich bis jetzt ausschließlich sehr positive Erfahrungen mit dem Land und der Bevölkerung gemacht habe (siehe Geschenk von Schülerin – ein wunderschöner Blumenkranz). Ich wurde überall freundlich und hilfsbereit aufgenommen und die Fürsorge ist grenzenlos. Das einzige was man hier als „Weiße“ in Kauf nehmen muss, ist die Tatsache, dass man manchmal einfach Minutenlang angestarrt wird. Aber damit kann ich leben…